Europa-Kochprojekt, Teil 2: Andorra

Ich hab mich sehr über die positive Resonanz zum Start meines Europa-Kochprojekts gefreut und hoffe, dass ich euch auch zukünftig ein paar interessante Rezepte und spannende Infos über die Küche diverser Länder bieten kann :-) Nun heißt es aber: Neuer Monat, neues Land - und wir haben ja auch noch "ein bisschen" was (46 Länder) vor uns! (Was habe ich mir nur gedacht... ^^) Als nächstes in alphabetischer Reihenfolge steht Andorra an. Mit dem kleinen Pyrenäenstaat zwischen Frankreich und Spanien habe ich mich bisher nicht besonders gut ausgekannt. Ich war noch nie in dieser Ecke und wusste auch sonst nicht wirklich viel über dieses Land. Bei meinen Recherchen habe ich einige interessante Dinge gelesen, die ich euch nicht vorenthalten möchte: Andorra wurde bereits im Jahr 1278 gegründet und weist heute noch eine wirkliche Besonderheit auf, denn es ist das einzige Land der Erde, in dem zwei ausländische Amtsträger, nämlich der Bischof von Urgell (Spanien) und der französische Staatspräsident, gemeinsam die Funktion des Staatsoberhauptes einnehmen. Interessant fand ich auch die Bevölkerungsentwicklung: Noch bis in die 60er Jahre hinein hatte Andorra nicht einmal 10.000 Einwohner, zuletzt ist die Bevölkerungszahl jedoch deutlich gewachsen, auf heute rund 85.000 Einwohner. Von diesen hat allerdings nur rund ein Drittel die andorranische Staatsangehörigkeit, der Rest sind überwiegend Spanier, Portugiesen und Franzosen.

Conill amb tomaquet

Soviel zu den einleitenden Worten - kommen wir nun zum für meinen Blog entscheidenden Punkt, der Küche Andorras. Wie man es bei einem so kleinen, zwischen zwei anderen Staaten gelegenen Land, erwarten kann, ist die andorranische Küche stark von der südfranzösischen und spanischen Küche beeinflusst. Es wird wohl relativ viel Fleisch, insbesondere Wild, gegessen. Aufgrund der Größe des Landes war es natürlich mal wieder nicht so einfach, typisch andorranische Gerichte zu finden. Dankenswerterweise gibt es vom andorranischen Fremdenverkehrsamt eine Seite mit typischen Rezepten, sogar auf Deutsch - aber Zutaten wie Schafshirn oder Hasenblut...? Und auch Gamsfleisch war leider gerade nicht zur Hand ;-) Häufig habe ich hingegen gelesen, dass Conill amb tomaquet (Kaninchen mit Tomaten) ein typisch andorranisches Gericht ist - also habe ich mich einmal daran versucht.

Das war auch gleichzeitig das erste Mal, dass ich Kaninchen zubereitet habe - bei diesem Fleisch habe ich immer ein wenig Skrupel, da ich so gerne die niedlichen Kaninchen meiner Nachbarn beobachte ;-) Aber was tut man nicht alles für ein Blog-Projekt...! Das andorranische Kaninchen, in einer Sauce mit Tomaten, Weißwein, Zwiebeln, Knoblauch und mediterranen Kräutern geschmort, hat uns jedenfalls ausnehmend gut gefallen. Das Kaninchen war sehr zart und saftig, die Sauce kräftig und würzig, und alles harmonierte sehr gut mit den Rosmarin-Kartoffeln, die ich (in Unkenntnis der passenden andorranischen Beilage) dazu serviert habe. Unkompliziert zuzubereiten war es zudem - nur ein wenig Zeit sollte man mitbringen, um das Gericht schön lange schmurgeln zu lassen.

Im nächsten Monat führt uns mein Projekt nach Belgien - was mich gleich an Schokolade und Waffeln, Bier und Pommes denken lässt. Könnt ihr mir Gerichte aus Belgien empfehlen, die ich unbedingt ausprobieren sollte?

Rezept
für vier Personen

4 Kaninchenkeulen
4 Knoblauchzehen
2 mittelgroße Zwiebeln
400g Tomaten (Dose)
1 Lorbeerblatt
1 Zweig Thymian
1 EL Oregano, getrocknet
250 ml Weißwein
Olivenöl, Weißweinessig
Salz, Pfeffer aus der Mühle
ggf. etwas Zucker

Zwiebeln und Knoblauch schälen, Zwiebeln grob und Knoblauch fein hacken. Kaninchen waschen, trocken tupfen und mit etwas Weißweinessig einreiben. Olivenöl in einer großen Pfanne mit Deckel bei mittlerer Hitze erhitzen. Kaninchenkeulen hineinlegen und von beiden Seiten anbraten, bis sie gut gebräunt sind. Dann die Keulen herausnehmen und beiseite stellen.

Zwiebeln und Knoblauch zugeben und 5 Min. bei mittlerer Hitze dünsten. Dann die Tomaten zugeben und weitere 5 Min. dünsten. Lorbeer, Thymian, Oregano und Weißwein zugeben, Hitze erhöhen und die Sauce auf etwa die Hälfte ihres Volumens einkochen lassen. Sauce mit Salz, Pfeffer und ggf. etwas Zucker würzen. Dann die Hitze auf kleine Stufe schalten, die Kaninchenkeulen in die Sauce legen und zugedeckt etwa eine Stunde lang schmurgeln lassen, dabei die Keulen einmal wenden.

Keulen mit der Sauce und einer Beilage nach Wahl, z.B. Rosmarin-Kartoffeln oder Weißbrot, servieren.

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